Bildungspläne und ihre Umsetzung

Das Fach “Naturwissenschaft und Technik” – kurz NwT – wird seit dem Schuljahr 2007/08 als Profilfach in den Klassenstufen 8-10 am allgemeinbildenden Gymnasium in Baden-Württemberg angeboten. Mittlerweile steht es vor der Einführung als Leistungsfach, das bis zur schriftlichen Abiturprüfung führt.

In der Zwischenzeit sind schon Lehrkräfte im Schuldienst, die das neu eingeführte Studium für das Lehramt in diesem Fach absolviert haben.

Kennzeichen des Faches NwT

Im fächerübergreifenden Ansatz des Faches stehen Kernelemente naturwissenschaftlich-technischer Allgemeinbildung im Mittelpunkt:

Technische Bildung ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Allgemeinbildung und bietet der kommenden Generation wichtige Zukunftsperspektiven. Dieses Angebot ist derzeit am allgemeinbildenden Gymnasium in nur wenigen Bundesländern fest verankert.


Bildungspläne Kursstufe

Nach der wissenschaftlichen Evaluation des Schulversuchs „Grundkurs NwT“ erprobten 2018/20 mehrere Pilotschulen Kurse im erweiterten Niveau der Kursstufe. Im Zuge der Oberstufenreform wurden im Folgejahr die ersten schriftlichen Abiturprüfungen im Leistungsfach abgelegt. Weitere Modellschulen sind in die Entwicklungsarbeit mit einbezogen. Dieser neue Modellversuch wird wissenschaftlich begleitet und ebenfalls einer Evaluation unterzogen, deren Ergebnis soll wohl in die Entscheidung des Kultusministeriums über den Übergang in ein flächiges Angebot dieser Kurse einfließen.
Im Leistungs- wie im Basisfach wird auf den in der Mittelstufe erworbenen Kompetenzen in den Naturwissenschaften und in NwT aufgebaut. Dabei muss NwT von den Naturwissenschaften entkoppelt werden. NwT hat das Ziel Kompetenzen im Bereich des Forschens und Entwickelns zu fördern und die Mündigkeit und Bewertungskompetenz in diesen Bereichen zu stärken. Leider sind die Wahlmöglichkeiten der Kurse durch Schülerinnen und Schüler (noch?) stark eingeschränkt.

Die Versuchsschulen, die NwT als Grundkurs angeboten hatten, wechselten ab 2019 zum Unterricht im dreistündigen Basisfach.
Beide Bildungspläne folgen dem Aufbau des Profilfachplanes aus dem Jahre 2016. Dabei umfasst der Plan für das Leistungsfach alle Inhalte des Basisfachplanes.


Auf der Grundlage eines „Masterplanes“ wurden zeitgleich die Bildungspläne für die Kursstufe entwickelt und die Lehrkräfte von sechs Pilotschulen im Programm „Fit für die Kursstufe“ für den Unterricht in den ersten Kursen qualifiziert.


Bildungsplanreform 2016

Die Bildungsplanreform 2016 hatte einerseits durch die Neuschaffung der Gemeinschaftsschule den Abgleich der Bildungspläne aller Schularten zum Ziel, andererseits sollte die  Kompetenzorientierung gestärkt werden. Durch die getrennte Ausweisung prozessbezogener Kompetenzen erhielt die Abschlussorientierung der Pläne ein besonderes Gewicht. 

In NwT kam der Ausblick auf eine mögliche Weiterführung in der Kursstufe dazu. Das Fach baut auf den Naturwissenschaften auf, im Bereich Technik bringen die Schülerinnen und Schüler aber nur sehr spärliche Kenntnisse aus BNT mit, diese müssen ihnen daher erst vermittelt werden. 

Zentrales Anliegen ist es, im Bereich des Forschen und Entwickelns systemorientiert vorzugehen und naturwissenschaftliches wie technisches Arbeiten zu fördern. Dabei werden die unterschiedlichen Zielsetzungen von Technik und Naturwissenschaft thematisiert. Projektorientiertes Arbeiten steht im Mittelpunkt und wird durch die explizite Ausweisung in den prozessbezogenen Kompetenzen verbindlich fixiert. Um eigenständige Entwicklungsarbeiten zu bewältigen, werden oft Elemente der Informatik, des technischen Arbeitens und des naturwissenschaftlichen Experimentierens miteinander verbunden. In der Fachdidaktik wurde das Modell AQuAPRe entwickelt, es hat Dank einer umfasssenden Fortbildungsinitiative eine große Verbreitung gefunden. Einen großen Beitrag zur Unabhängigkeit des Kompetenzaufbaus von einem speziellen Curriculum wurde durch das Konzept der Lernbausteine geleistet. Dies wurde in einer Zwischenschau der Kursstufen- Evaluation Herbst 2021 deutlich.

Eine weitere Herausforderung war der Abgleich mit dem Sek1-Plan für die Gemeinschaftsschule. Dort mussten die Bildungspläne für NwT und dem Wahlpflichtfach Technik aufeinander abgestimmt werden. Zusätzlich musste der Plan an unterschiedliche Verteilungen der Wochenstunden angepasst werden.

Der Fächerverbund Biologie-Naturphänomene-Technik löste das Fach Naturphänomene ab und wurde mit schulartspezifischen Stundenkontigenten versehen. Im Gymnasium führten die Einschränkungen zu einer erheblichen Schwächung der Vermittlung der technischen Bildung in dieser Altersstufe. An Gemeinschaftsschulen ist die Situation deutlich anders. Hier ist der Technikunterricht inhaltlich mit einem eigenen Zeitkontingent versehen und der Plan konnte inhaltlich ausformuliert werden.


Bildungspläne von Schulversuchen zu NwT

Nach der Einführung des Profilfaches NwT wurde das Fach ab dem Schuljahr 2008/09 als Schulversuch in der Kursstufe als zweistündiger Grundkurs weitergeführt. In zeitlicher Nähe dazu wurde an vier Hochschulen ein Lehramtsstudiengang NwT eingerichtet.

Ein großer Schritt zur Wahrnehmung der technischen Bildung als Teil der Allgemeinbildung wurde durch den Schulversuch NwT-1 eingerichtet: NwT wird gleichwertig zur zweiten Fremdsprache angeboten – die Schülerinnen und Schüler erlernen ihre dritte Fremdsprache zeitlich verschoben. Durch die frühe Förderung können sie dadurch in jungen Jahren bereits Erfolge in technisch ausgeprägten Interessengebieten erreichen. Diese Stärkung ihres Selbstkonzepts erleichtert ihnen das Überwinden der Hürde der dritten Fremdsprache.


Bildungsstandards 2004

Mit der Einführung des 8-jährigen Gymnasiums wurde NwT als naturwissenschaftliches Profilfach geschaffen, das parallel zur dritten Fremdsprache unterrichtet wird (4 Wochenstunden in den Stufen 8 bis 10, mit abiturrelevanter Endnote).
Vorgaben für die Formulierung der Standards waren interdisziplinäres und systemorientiertes naturwissenschaftlich-technisches Denken, aufbauend auf den Naturwissenschaften und unter Einbezug von Inhalten aus Mathematik und Informatik.

Nach einer Versuchsphase, an deren Ende eine große Fortbildungsinitiative umgesetzt wurde, konnte das Fach 2007 flächendeckend eingeführt werden. Im Unterricht mussten technische Inhalte noch eine untergeordnete Rolle spielen, die Gegensätze naturwissenschaftlichen und technischen Arbeitens wurden bereits thematisiert. Die Ausstattung der Schulen konnte vielfach durch ein großes Engagement der örtlichen Schulträger an die neuen Herausforderungen angepasst werden.

Das Fach Naturphänomene wurde ebenfalls neu eingeführt. Die Schülerinnen und Schüler wurden in den Klassenstufen 5 und 6 über vier Themenkreise interdisziplinär an naturwissenschaftliches und an technisches Arbeiten herangeführt.


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