Reaktion auf Stellungnahme von Ralf Scholl des PhVs

In diversen Zeitungen wie der BNN und der StN wurde eine Stellungnahme von Ralf Scholl des Philologenverbands BW veröffentlicht, die uns zu tiefst entsetzt hat. Daher haben wir im Namen des Vereins die folgende Reaktion formuliert:

Sehr geehrter Herr Scholl,

mit Entsetzten haben wir – und viele unserer Mitglieder des Vereins der NwT-Lehrkräfte in Baden-Württemberg – Ihre Stellungnahme zum Übergang des Faches „Naturwissenschaft und Technik“ als Basisfach in der Kursstufe in die Regelphase gelesen. Ihre Ausführungen sind ein Schlag ins Gesicht tausender NwT-Gymnasiallehkräfte, die Sie in Ihrer Funktion eigentlich vertreten und unterstützen müssten.

Wir finden es befremdlich, wie Sie über ein Fach urteilen, welches Ihnen offenbar nicht ausreichend bekannt ist. Deutlich wird dies bereits mit Ihrer Aussage, es handle sich um einen „Fächermix“. Wir gehen davon aus, dass Sie einen Fächerverbund meinen – und diesem könnte man durchaus kritisch gegenüberstehen. Das technisch geprägte Fach NwT kann jedoch sehr stolz darauf sein, ein eigenständiges Fach mit einem eigenen Bildungsauftrag zu sein. Während die Naturwissenschaften in erster Linie nach Erkenntnisgewinn streben, trägt Technik dazu bei, unsere Existenz zu sichern und gestaltet Kultur und Dasein entscheidend.

Wenn man sich der Tatsache bewusst ist, dass unsere Schülerinnen und Schüler in einer technisch geprägten Welt aufwachsen und zunehmend mit Problemen konfrontiert sind, die durch Technik verursacht werden, aber gleichzeitig mit ihrer Hilfe gelöst werden können, sollte eine naturwissenschaftlich-technische Grundbildung bis hin zur Technikethik, wie sie NwT verkörpert, selbstverständlicher Bestandteil der Allgemeinbildung sein, egal ob mit oder ohne Abitur. Wir möchten betonen, dass NwT von Anfang an von Gymnasiallehrkräften und für das Gymnasium, mit einem entsprechend fachwissenschaftlichen Anspruch, konzipiert wurde. Die Entwicklung des Faches NwT in der Kursstufe fand über Jahre unter wissenschaftlicher Begleitung der Universität Stuttgart statt, auch um die Gefahr der „Verwässerung der Ansprüche an Abiturienten“, wie Sie es formulieren, auszuschließen. Diese Studie kam dabei eindeutig zu dem Schluss, dass NwT die Anforderungen an ein anspruchsvolles Abiturfach vollumfänglich erfüllt und zusätzlich die Schülerinnen und Schüler in besonderem Maße auf die Zukunft nach der Schulzeit vorbereitet. Wir möchten Ihnen ans Herz legen, einen Blick in die bereits stattgefundenen Abiturprüfungen im Fach NwT zu werfen und sich von deren hohem Niveau zu überzeugen. Die Noten der Prüflinge lagen tatsächlich über dem Landes-Abiturschnitt. Die versuchsschulbegleitende Studie der Universität Stuttgart zeigt aber, dass NwT von denjenigen Schülerinnen und Schülern belegt wird, die sich durch besonders gute Leistungen in den Naturwissenschaften auszeichnen. NwT wurde eben nicht ins Leben gerufen, um Gemeinschaftsschülerinnen und -schülern den Weg zum Abitur zu öffnen. Hier schwingt für uns eine geringe Wertschätzung den Schülerinnen und Schülern der Gemeinschaftsschule gegenüber mit, der wir uns keinesfalls anschließen möchten.

Gesellschaftswissenschaften sind unerlässlich, um Demokratinnen und Demokraten auszubilden. Technikverständnis und Orientierung in der von Digitalität geprägten Lebens- und Arbeitswelt sind essenziell, um Nutzen, Folgen und Risiken heutiger Entwicklungen abwägen zu können. Erst die Kombination aus den Kompetenzen der gesellschaftswissenschaftlichen und naturwissenschaftlich-technischen Bereiche ermöglichen es, als mündiges Mitglied an der heutigen Gesellschaft selbstbestimmt teilhaben zu können und damit unsere demokratische Basis zu sichern. 

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